Wer einmal einen Granatapfel entkernt hat, weiß, dass es sich ganz schön ziehen kann und oft auch eine große Sauerei hinterlässt. Studierende der Bachelorstudiengänge Maschinenbau, Wirtschaftsingenieurswesen sowie Business and Engineering der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) haben sich in einem fächerübergreifenden Entwicklungsprojekt zusammengetan, um diesen Vorgang zu erleichtern. Ihre Aufgabe war es, eine Maschine zum Entkernen von Granatäpfeln zu entwickeln. „Das Entkernen von Granatäpfeln ist von Hand sehr mühsam und es gibt keine geeigneten Hilfsmittel dazu. So kam die Idee zustande“, erzählt Prof. Dr.-Ing. Jörg Missbach. „Außerdem war es mir wichtig, für die Studierenden ein greifbares Thema aus dem Alltag zu wählen, sodass sie dieses auch zu Hause praktisch angehen können.“ Drei Gruppen traten in Konkurrenz zueinander, wie man einen Granatapfel mechanisch öffnet, entkernt und dafür eine Maschine konstruiert, die diese Arbeit schneller, einfacher und sauberer als von Hand erledigt.
Nach kurzer Zeit kauften die Studierenden schon die ersten Granatäpfel und untersuchten verschiedene Mechanismen, um möglichst alle der roten Kerne zerstörungsfrei herauszulösen. Die Studierenden hatten die Vorgabe, dass die Maschine nicht größer als ein handelsüblicher Kaffevollautomat und nicht zu teuer sein, um auch für Privathaushalte oder die Gastronomie in Frage zu kommen. Ähnlich wie in einem Start-up-Unternehmen oder in Entwicklungsabteilungen der Industrie lernten sie Aspekte des Projektmanagements kennen und versuchten sich am Erstellen einer Anforderungsliste, einer Marktanalyse sowie entsprechender Patentrecherche. Anschließend ging es an die Konstruktion der Bauteile, 3D-CAD-Modelle sowie das Erstellen von Konstruktionszeichnungen. Mittels mathematischer Simulation wurden die Baugruppen auf Belastungsgrenzen hin untersucht. Mit einem 3D-Drucker wurden Bauteile für ein Gewinde oder Flügelräder zum Herauslösen der Kerne gedruckt. Die verschiedenen Gruppen stellten ihre Prototypen schließlich bei der Abschlusspräsentation vor. „Alle drei Gruppen leisteten in nur zehn Wochen Projektzeit beachtliche Arbeit“, so das Resümee von Prof. Dr.-Ing. Jörg Missbach und dem Modulverantwortlichen Prof. Dr.-Ing. Nicolas Tiesler.
Und auch das Fazit der Studierenden fiel durchweg positiv aus: „Im Entwicklungsprojekt hatte ich die Gelegenheit, meine Fähigkeiten in Projektmanagement und der Entwicklung zu vertiefen“, erzählt Wirtschaftsingenieurswesen-Studentin Sevde Nur Alici. „Besonders begeistert hat mich die Entwicklung eines neuen Produkts, was zusätzlich eine kreative und erfüllende Dimension in das Projekt brachte.“ Maschinenbau-Student Julius Lahaye fügt hinzu: „Die Arbeit im Team ist sicher eine gute Vorbereitung auf das spätere Berufsleben, denn diese lehrt einem viele Dinge, die im Studium sonst weniger zur Geltung kommen. Zum Beispiel Kommunikations- und vor allem auch Kompromissfähigkeit.“ Für Maschinenbau-Student Boas Lex war besonders die Interdisziplinarität eine Herausforderung: „Man ist mit unterschiedlichen Studierenden aus unterschiedlichen Studiengängen zusammen, kennt sich nur flüchtig und muss nun gemeinsam eine Problemstellung bearbeiten. Schlussendlich ist es dann schön zurückzuschauen und zu sehen, was man als Team geleistet hat – und dass man mit dem bisher Gelernten schon wirklich etwas auf die Beine stellen kann.“