Di., 22.04.2025 , 11:40 Uhr

Sexueller Missbrauch im Bistum Würzburg - Wildwasser Würzburg e.V. fordert konsequente Aufarbeitung und echten Wandel

Wildwasser Würzburg e.V. begrüßt das Gutachten zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Bistum Würzburg, kritisiert jedoch die bisherigen Reaktionen der Kirchenverantwortlichen als unzureichend. Die Organisation fordert neben Prävention echte strukturelle Veränderungen, Wiedergutmachung für Betroffene und Transparenz über Machtmissbrauch und Vertuschung. Die Erklärung des Bistums zum Gutachten enttäuscht viele – insbesondere Betroffene selbst.

Deutliche Worte von Wildwasser Würzburg e.V.

Wildwasser Würzburg e.V., eine Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt, begrüßt ausdrücklich das von der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch (kurz UKAM) in Auftrag gegebene Gutachten zur Diözese Würzburg. Die am 8. April 2025 vorgestellte Studie beleuchtet den Zeitraum von 1945 bis 2019 und dokumentiert systematische Vertuschung, den Schutz der Täter und das jahrzehntelange Versagen kirchlicher Verantwortungsträger im Umgang mit Missbrauch. Laut Wildwasser macht das Gutachten deutlich, wie Geistliche über Jahre hinweg ihre Macht missbrauchten und dabei gedeckt wurden. Für die Betroffenen bedeutete dies nicht nur ein Leben mit den Folgen der Gewalt, sondern auch jahrzehntelanges Schweigen, Verdrängung und institutionelles Wegsehen.

Empfehlungen allein reichen nicht

Obwohl die Empfehlungen der UKAM zur Weiterentwicklung der Präventions- und Interventionskonzepte als sinnvoll bewertet werden, betont Wildwasser: Prävention allein reiche nicht. Es brauche eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit den Strukturen innerhalb der Kirche, die Missbrauch erst ermöglichten – darunter auch die patriarchalen Machtverhältnisse und die fehlende Bereitschaft, auf Hinweise konsequent zu reagieren.

Besonders kritisiert wird, dass selbst jetzt, nach Veröffentlichung des Gutachtens, zentrale Akteure nur zögerlich Verantwortung übernehmen. So bitte der emeritierte Bischof Hofmann laut eigener Aussage erst nach „eingehender Lektüre“ des Berichts um Entschuldigung – für Betroffene ein enttäuschendes Signal. Auch der ehemalige Missbrauchsbeauftragte und Personalchef des Bistums, Domkapitular Geist, erkenne erst jetzt Versäumnisse an und ziehe sich aus dem kirchlichen Leben zurück – ein Schritt, den das Bistum als „bemerkenswertes Zeichen“ bezeichnet, was Betroffene angesichts ihrer Lebensrealität allerdings als zynisch empfinden würden.

Mehr als symbolische Gesten

Wildwasser Würzburg e.V. fordert, die Handlungsempfehlungen der UKAM zeitnah und konkret umzusetzen. Dazu gehören nicht nur strukturelle Reformen, sondern auch echte Wiedergutmachung und finanzielle Entschädigung. Viele Betroffene litten bis heute psychisch und wirtschaftlich unter den Folgen der Taten – das Mindeste sei, ihnen mit Empathie und echter Unterstützung zu begegnen. Die Organisation kündigt an, im Spätsommer nachzuhaken, welche konkreten Maßnahmen bis dahin umgesetzt wurden.

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