Seit 1993 wird der Tag des offenen Denkmals von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz koordiniert. Mit dem Aktionstag am 11. September soll die Aufmerksamkeit der Menschen auf die Pflege alter Denkmäler in ganz Deutschland gelenkt werden. Auch im Landkreis Main-Spessart sind am Sonntag zahlreiche Denkmäler öffentlich zugänglich.
Denkmale sind Zeugen vergangener Geschichten, ihrer Bewohner und ihrer Gründer – ihre Bausubstanz steckt oftmals voller Beweismittel und Details. Historische Narben, Ergänzungen und Weiterentwicklungen erzählen viel über ein Bauwerk und seine Bewohner. Der Tag des offenen Denkmals 2022 geht der Frage nach, welche Erkenntnisse und Beweise sich durch die Begutachtung der originalen Denkmalsubstanz gewinnen lassen. Welche Spuren hat menschliches Handeln über die Jahrhunderte hinweg und viele Zeitschichten hindurch hinterlassen? Welche „Taten“ wurden im und am Bau verübt? Und welche Schlüsse zieht die Denkmalpflege daraus? Das Motto des diesjährigen Aktionstages lautet „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“.
Der Landkreis Main-Spessart und viele weitere Kreise öffnen am 11. September die Türen ihrer historischen Schätze. In Karlstadt kann beispielsweise das ehemalige Pfründnerspital besucht und eine Führung durch das Turmkaufhausareal absolviert werden. Dieses bot den Menschen 57 Jahre lang ein buntes Sortiment von Töpfen, über Spielzeug bis hin zu Unterwäsche. Erst 2017 wurde es geschlossen, nachdem der Inhaber verstorben war.
Die ältesten Teile der Burg Rothenfels wurden im 12. Jahrhundert errichtet. Die meisten Gebäude stammen aus dem 16. Jh. Seit 1919 ist Burg Rothenfels Jugendburg und Bildungsstätte. Hier wirkten der Theologe Romano Guardini (Burgleiter 1926–39) und Rudolf Schwarz (Kirchenarchitekt), der in den 1920er-Jahren den Umbau der Burg leitete und mit Kapelle und Rittersaal ein einzigartiges Ensemble schuf.
Der Ronkarzgarten wurde nach seinem Erschaffer, Dr. Heinrich Leonard Ronkarz, einem königlichen Gerichtsarzt, benannt. Der Garten wurde als italienischer Barockgarten angelegt, umfasst eine doppelläufige Treppenanlage und steht seit 1989 unter Denkmalschutz. Die Stadt erwarb die stark verwilderte Anlage, ließ sie restaurieren und übergab sie im Mai 2006 der Öffentlichkeit.
Ebenfalls geöffnet ist das Heimatmuseum Rieneck, ein altes Fachwerkhaus aus dem 14./15. Jahrhundert. Das 1993 eröffnete Museum zeigt heimatgeschichtliche Objekte zu Brauchtum, Religion, Landwirtschaft, Handwerk und Haushalt. Bilder und Fotografien vermitteln Eindrücke, wie das Leben früher ausgesehen hat. Die Raritäten, Antiquitäten und Kuriositäten wurden in mühevoller Kleinarbeit zusammengetragen. Zudem ist ein kleines Spielzeugmuseum mit einer anschaulichen Spielzeugsammlung aus vergangenen Tagen eingebunden.