Di., 27.06.2023 , 13:00 Uhr

Über 1.400 Personen konsultierten 2022 die städtische Drogenberatung - Die Zahlen steigen

Insgesamt beriet, begleitete und betreute die städtische Drogenberatungsstelle im vergangenen Jahr über 1.400 Personen. „Das ist absoluter Höchststand“, so Holger Faust, seit 2012 Leiter der städtischen Drogenberatungsstelle. 157 Personen waren Angehörige, bei 263 blieb es bei einem einmaligen Kontakt, der Großteil, nämlich 996 Personen wurden beraten, betreut und intensiv auf ihrem Weg aus der Sucht begleitet.

Über 1.400 Personen konsultierten 2022 die städtische Drogenberatung

41 % der Menschen, die die Jugend- und Drogenberatung für Würzburg und Umgebung im vergangenen Jahr aufsuchten, missbrauchen Cannabinoide als Hauptdroge oder sind davon abhängig. „Kommt es zu einer Legalisierung von Cannabis, rechne ich mit weiter steigenden Zahlen“, sagt Holger Faust. „Ich hoffe auf eine enge Kooperation mit Hanfverbänden, um auf diese Weise frühzeitig ein Angebot machen zu können.“

Zahlen der Drogennutzer steigen

24 % der Kunden der Drogenberatung sind abhängig von Opioiden wie Heroin oder Tilidin, 17 % von Stimulanzien wie Amphetaminen, 7 % nutzen zwei bis drei Substanzen intravenös und gehören zu den harten Drogengebraucherinnen und -gebrauchern. Diese sieben Prozent sind in Zahlen 400 bis 500 Menschen in Stadt und Landkreis Würzburg. Wie finden diese Klienten den Weg zur Drogenberatungsstelle? Sie ist als „Komm-Struktur“ aufgebaut, mit und ohne Termin, per Mail, anonym und unbürokratisch. Ansonsten kommt mit der Stelle in Kontakt, wer illegal Drogen konsumiert. Denn „der oder die wird irgendwann im öffentlichen Raum auffallen und dann an uns vermittelt“, erklärt Faust. So wurden 2022 auch in der Würzburger JVA 471 Personen beraten und begleitet, auch hier sind die Zahlen gestiegen, es waren 136 mehr als im Jahr davor.

Großteil der Klienten sind Männer

Der Großteil der Klienten sind Männer, die Hälfte ist unter 30 Jahre alt, knapp zehn Prozent über 50. Die Jüngeren nutzen eher Amphetamine, die Älteren eher „Downer“ wie Opiate. „Aufgrund guter Suchthilfe werden Abhängige älter, es fehlt aber an Pflegeplätzen für Suchtabhängige. Dies ist eine große Herausforderung für uns und wir arbeiten an Konzepten.“ Strukturen baut die Beratungsstelle auch auf bei der Beratung Geflüchteter und Migrierter und für 2023 ist geplant, beispielsweise die Gemeinschaftsunterkünfte zu besuchen. Seit 2019 werden statistisch Zahlen von Menschen mit Migrations- oder Fluchthintergrund erfasst, die Beratung erfahren: 3 % wurden als Kind von Migrantinnen und Migranten geboten, 8 % sind selbst migriert, davon hat 1 % eigene Fluchterfahrung.

Wie wird geholfen?

Die Drogenberatung berät Konsumenten, Bezugspersonen von Konsumenten oder Abhängigen und allen, die beruflich oder privat Fragen zu Drogenproblematik haben, wie LehrerInnen oder ÄrztInnen. Die SozialarbeiterInnen, SozialpädagogInnen und Verwaltungskräfte, teilweise mit therapeutischer Zusatzausbildung bieten Informations- und Beratungsgespräche, regelmäßige therapeutische Gespräche, Vorbereitung und Vermittlung zur körperlichen Entgiftung, zu Psychotherapeuten oder in psychosomatische Kliniken, Vermittlung zur Teil-Entgiftung bei einer Substitution, Vorbereitung und Vermittlung zu einer Drogentherapie, Nachsorge und Begleitung, eine Angehörigengruppe, Substitutionsbetreuung, wie auch Betreuung im Gefängnis. Mit dem Präventionsangebot FreD „Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsument:innen“ wurden 89 junge Menschen erreicht, sieben Kurse angeboten. Die Zuweisungen zu diesen Kursen erfolgen ausschließlich durch die Justiz. Das Programm „Realize it!“ begannen 19 Personen, die ihren Cannabiskonsum reduzieren oder einstellen möchten. Es beinhaltet Einzelberatungen und eine Gruppenberatung über einen Zeitraum von zehn Wochen. „Realize it!“ wurde vom Bundesministerium für Gesundheit deutschlandweit in das Angebot von Sucht- und Drogenberatungsstellen integriert. „Das Nichtspürenwollen von Gefühlen, sich selbst nicht annehmen zu können: Wie kam es soweit und wie kann es mir gelingen, mit mir selbst zurechtzukommen, sind Fragen, die in unseren Beratungsgesprächen angestoßen werden“, Faust und sein Team versuchen, in jedem einzelnen Fall bestmöglich zu helfen. Sie wissen aber, dass es meist ein langer Weg ist. Denn der Grundstein für eine Abhängigkeit wird oft schon im Kindesalter gelegt.

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