Die Zukunft des Brose-Werks in Würzburg ist ungewiss: Rund 1400 Arbeitsplätze stehen möglicherweise vor dem Aus. Laut IG Metall könnte der fränkische Automobilzulieferer den Standort bis 2027 vollständig aufgeben.
Am Mittwoch wurde bekannt, dass der Brose-Konzern die Schließung seines Werks in Würzburg in Betracht zieht. In einer Stellungnahme bestätigte das Unternehmen gegenüber unserer Redaktion, dass der Standort derzeit „auf dem Prüfstand“ stehe. Der Verwaltungsrat prüfe eine mögliche Konzentration der fränkischen Produktionskapazitäten auf die Werke in Coburg und Bamberg. Sollte Würzburg tatsächlich geschlossen werden, könnten Beschäftigte aus der Verwaltung an andere Standorte wechseln. Laut IG Metall betrifft die mögliche Werksschließung 1380 Mitarbeitende. Die Gewerkschaft und der Betriebsrat kritisieren die Überlegungen scharf und fordern vom Unternehmen ein klares Bekenntnis zu den Beschäftigten in der Region.
Hintergrund der Überlegungen ist ein umfassendes Sparprogramm des Unternehmens. Bereits im Dezember 2024 hatte der Verwaltungsrat beschlossen, die indirekten Personalkosten weltweit bis 2027 schrittweise um 20 Prozent zu senken. Teil dieser Maßnahmen sei neben der Optimierung der Organisationsstrukturen auch eine Reduzierung der weltweiten Standorte, erklärt Brose.
„Die Automobilindustrie in Deutschland befindet sich in ihrer größten Krise seit der Wiedervereinigung“, teilte das Unternehmen mit.
Angesichts dieser Herausforderungen werde geprüft, ob eine Reduktion der fränkischen Standorte auf Coburg und Bamberg wirtschaftlich notwendig sei. Sollte dies der Fall sein, könnte das Werk in Würzburg nicht erhalten bleiben.
Brose hat angekündigt, eine Entscheidung erst nach Abschluss der laufenden Prüfung zu treffen. Das Unternehmen betont, dass eine „transparente und offene Kommunikation“ wichtig sei. Am 7. Februar informierte Brose-Gesellschafter Michael Stoschek die Betriebsratsvorsitzenden über die laufenden Überlegungen.
Das Würzburger Werk, das 2008 in Betrieb genommen wurde, gehört zu den größten industriellen Arbeitgebern der Stadt. Hier befindet sich der Geschäftsbereich Antriebe, der weltweit die Produktion in diesem Segment steuert. Zudem werden im angegliederten Werk Komponenten für Autotüren und -sitze gefertigt.
„Die Stadt Würzburg steht an der Seite der Brose-Belegschaft“, sagt Oberbürgermeister Christian Schuchardt.
„Der Verlust eines der größten gewerblichen Arbeitgeber Würzburgs mit annähernd 1.400 Arbeitsplätzen würde Würzburg hart treffen. Wie beim Übergang von Siemens VDO an Brose müssen wir nun heute wieder gemeinsam mit den Mitarbeitenden bangen. Bereits Ende 2024 habe ich an der letzten Betriebsversammlung von Brose teilgenommen, um meine und die Solidarität Würzburgs mit den Beschäftigten und ihren Angehörigen in schwierigen Zeiten auszudrücken.
Ich appelliere an Herrn Stoschek: Eine angekündigte Reduktion der sog. indirekten Personalkosten bis 2027 kann nicht das komplette Aus des Würzburger Standortes zur Folge haben. Es geht auch um die soziale Verantwortung gegenüber den Mitarbeitenden und ihren Familien.“
Ein Ergänzungstarifvertrag schützt die Belegschaft bis Ende 2026 vor betriebsbedingten Kündigungen. Danach könnte die Werksschließung Realität werden. Die IG Metall plant bereits Protestaktionen gegen die mögliche Standortaufgabe. Am Donnerstag um 9:30 Uhr soll eine Betriebsversammlung im Werk stattfinden. Für Samstag, den 15. Februar, ist eine Demonstration ab 14:30 Uhr am Würzburger Hauptbahnhof mit anschließendem Protestzug durch die Innenstadt angekündigt.