Vor den anstehenden Tarifverhandlungen im bayerischen Einzel-, Groß- und Außenhandel zieht Verdi noch einmal an: Ein Demozug mit rund 200 Personen zog heute Mittag durch die Schweinfurter Innenstadt. Eine Einigung bei der nächsten Einzelhandel-Verhandlungsrunde am 12.07.2023 ist mit den aktuellen Angeboten eher schwer vorstellbar. Im Großhandel geht es am 18.07.2023 weiter – auch hier ist ein Ende des Tarifstreits unwahrscheinlich. Die Streiks dauern nun schon länger an: In den vergangenen Wochen wurden die Zentrallager von Kaufland in Donnersdorf und Edeka in Gochsheim bestreikt.
Streikleiter Peter König erwartet aufgrund der Inflation eine Anpassung der Gehälter: „Die massiv gestiegenen Preise reißen große Löcher in die Haushaltskassen der Beschäftigten des Einzel- und Großhandels. Im Juni sind die Lebensmittelpreise um rund 14 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Damit erleben die Verkäufer*innen täglich, wie die Preise der Produkte, die sie über die Kasse ziehen, teurer und damit für sie selbst immer unerschwinglicher werden. Sie und ihre Kolleg*innen im Einzel-und Großhandel fühlen sich mit ihren Nöten nicht ernst genommen. Nur deutliche tabellenwirksame Entgelterhöhungen sorgen jetzt für Entlastung.“
Seit April finden eigenständige Tarifverhandlungen in Bayern für die Beschäftigten im Einzel- und Versandhandel, im Groß- und Außenhandel und im genossenschaftlichen Großhandel statt. Die Angebote der Arbeitgeberverbände bewegten sich zwischen 3 und 5,1% Entgelterhöhung in 2023. Zum Teil ergänzt wurden die Angebote um Inflationsausgleichsprämien weit unter 1.000 €. Für das zweite Jahr boten die Arbeitgeber Erhöhungen zwischen 2 und 2,9 %. Alle Angebote hatten eine Laufzeit von 24 Monaten.
Verdi fordert von den Arbeitgebern im bayerischen Einzel- und Versandhandel: Eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 2,50 Euro in der Stunde; Eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 250 Euro im Monat; Eine Erhöhung der unteren Beschäftigtengruppen und Löhne auf ein rentenfestes Mindesteinkommen von 13,50 € in der Stunde; Die Laufzeit des Tarifvertrages soll 12 Monate betragen; Die Tarifverträge des bayerischen Einzelhandels sollen wieder allgemeinverbindlich werden, damit Dumpingkonkurrenz und Vernichtungswettbewerb wirksam bekämpft werden.
Für die Beschäftigten im bayerischen Groß- und Außenhandel fordert Verdi: Eine tabellenwirksame Erhöhung der Entgelte um 13 %; Eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 250 €; Die Laufzeit der Tarifverträge muss 12 Monate betragen; In einer gemeinsamen Initiative soll die Allgemeinverbindlichkeit der Entgelttarifverträge erreicht werden.