Gut zehn Jahre voller Gerichtsprozesse, Streitigkeiten und Ungewissheit hat es gedauert, bis aus den Plänen für einen Windpark zwischen Wülfershausen, Wargolshausen und Waltershausen im Landkreis Rhön-Grabfeld Wirklichkeit wurde. Jetzt steht das Bauvorhaben der zehn Windräder kurz vor seiner Vollendung. Zum Richtfest erschien am Freitagnachmittag nun der Bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger.
Doch der Besuch des Ehrengastes hatte einen leichten Beigeschmack. Denn die Landtagsabgeordneten der Freien Wähler, zu denen auch Aiwanger gehört, nicht ganz schuldlos an der Misere der letzten Jahre. Aiwanger selbst äußerte sich nicht zu dem Vorfall vor knapp zwei Jahren, der fast das Aus für das Projekt bedeutet hätte. Damals hatte das oberste bayerische Verwaltungsgericht ein Urteil gefällt, das den Weiterbau der bereits teilweise fertiggestellten Fundamente untersagte.
Eine Ausnahmegenehmigung für den Bau hatten CSU und Freie Wähler daraufhin im Landtag verweigert. Der ursprüngliche Investor stieg aus dem Projekt aus und die Fundamente mussten aufwendig abgerissen werden um auf einen anderen Windradtyp zu wechseln für den es eine Genehmigung gab. Bau und Beseitigung der nutzlosen Fundamente kosteten alleine sechs Millionen Euro.
Bei den Feierlichkeiten wurde Aiwanger dann gleich mehrmals an die Rolle seiner Partei erinnert. Jürgen Rüth, einer der ursprünglichen Initiatoren des Windparks war besonders emotional, er sei sich nicht sicher, ob er den Wirtschafts- und Energieminister begrüßen könne. Dazu erinnerte er daran, dass die Freien Wähler die Entscheidung zum vermeintlichen Aus des Windparks mitgetragen haben, was anschließend Wülfershausens Bürgermeister Wolfgang Seifert als Fehlentscheidung einordnete. Er habe damals befürchtet, dass damit die erste Windparkruine Deutschlands entsteht. Deutliche Worte zur Rolle der Politik äußerten auch Erich Wust, Geschäftsführer der künftigen Betreibergesellschaft „Bürgerwindpark Weißer Turm“, er stellte der bayerischen Politik keine gute Noten aus und verlangte von Aiwanger künftig ein eindeutiges Bekenntnis zur Windenergie.
Doch Aiwanger nahm umgehend die Rolle eines vehementen Verfechters der Windkraftanlagen ein. Das Thema solle schon in den nächsten Tagen im Kabinett beraten werden, verkündete der Minister und fügte an, dass er sich nicht weiter für die 10H-Regel einsetzen würde. Vielmehr müsse rund um Gewerbegebiete auf einen 1000-Meter-Mindestabstand heruntergegangen werden. Außerdem müssten Genehmigungen schneller und flexibler gestaltet werden. So legte der Gast aus der Landeshauptstadt gleich ein ganzes Paket von Handlungsanweisungen vor und überraschte damit am Freitagnachmittag die Gäste des Richtfestes.