Zum ersten Mal seit 142 Jahren ist in Bayern wieder ein Wolf geschossen worden. Im Visier stand die Problemwölfin GW3092f, die immer wieder Tiere gerissen haben soll. Doch man hat das falsche Tier erlegt.
Erstmals seit mehreren Jahren ist in Bayern wieder ein Wolf auf behördliche Anordnung abgeschossen worden. Wie sich nachträglich herausstellte, handelte es sich jedoch um ein anderes Tier als das, das für das Reißen mehrerer Schafe in den Tagen und Nächten vor dem Abschuss verantwortlich gemacht wurde. Die Bezirksregierung von Unterfranken teilte mit, dass die am 26. August getötete Wölfin nicht das Tier war, das die Schafherden angegriffen hatte.
Aber auch die gesuchte Wölfin, die Problemwölfin mit dem genetischen Kennzeichen GW3092f, die bei mehreren Ereignissen Nutztiere gerissen haben soll, wäre die falsche gewesen. Denn inzwischen ist klar: Die sechs toten und vier verletzten Schafe in der Nacht zum 26. August hat ein männlicher Wolf angegriffen, wie genetische Tests zeigen. Auf das Konto der gesuchten Wölfin gingen aber andere Nutztierrisse aus der Vergangenheit. Beide Tiere sind somit auf freiem Fuß.
Zudem stellte sich heraus, dass die Schafe nicht durch den Herdenschutzzaun von einem Wolf angegriffen wurden, sondern diesen selbst durchbrochen hatten und somit schutzlos waren. Ob die Anwesenheit des Wolfes zur Panik unter den Tieren geführt habe, ist noch unklar.
Die Ausnahmegenehmigung für den Abschuss der Wölfin, die am 1. August erlassen worden war, hat sich somit erledigt. Die Bezirksregierung kündigte an, das weitere Vorgehen zu prüfen. Der Abschuss war genehmigt worden, da es in der Region zwischen Juni und Juli zu mehreren Vorfällen gekommen war, bei denen Nutztiere trotz Herdenschutzmaßnahmen von Wölfen gerissen worden waren.
Der Abschuss von Wölfen bleibt in Bayern ein kontroverses Thema, das immer wieder zu Debatten führt. Sowohl in der Öffentlichkeit als auch in der Politik gibt es unterschiedliche Meinungen darüber, unter welchen Umständen Wölfe abgeschossen werden dürfen. Eine im Mai erlassene Wolfsverordnung, die den Abschuss erleichtern sollte, wurde im Juli aufgrund eines Formfehlers vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof wieder aufgehoben. Eine überarbeitete Version befindet sich derzeit in der Entwurfsphase.
In der Region Rhön wächst die Sorge über die zunehmenden Angriffe auf Nutztiere. Der Landrat des Landkreises Rhön-Grabfeld, Thomas Habermann (CSU), forderte vor wenigen Wochen in einem Brief an Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne), den Schutzstatus des Wolfes zu überdenken.