Di., 11.07.2023 , 16:14 Uhr

Würzburg als Cannabis-Modellregion? - Abstimmung am Donnerstag

Zwei-Säulen-Konzept

Kommt die Legalisierung oder kommt sie nicht? Die Bundesregierung arbeitet momentan an dem viel umstrittenen Gesetz zur Legalisierung und Entkriminalisierung von Cannabis. Eine Säule des Konzepts stellen die sogenannten „Cannabis Social Clubs“ dar. In diesen nichtkommerziellen Vereinen soll unter Kontrolle der gemeinschaftliche Anbau in limitierten Mengen organisiert und das Cannabis an die Mitglieder ausgegeben werden, um den persönlichen Bedarf zu decken.

Pilotprojekt für 5 Jahre

Die zweite Säule stellen die sogenannten „Cannabis-Modellregionen“ dar. In einer Projektlaufzeit von 5 Jahren soll gewissen Unternehmen die Produktion, der Vertrieb und die Abgabe in Fachgeschäften von Genusscannabis an Erwachsene ermöglicht werden. All das soll in einem lizensierten und staatlich kontrollierten Rahmen stattfinden. So können die Auswirkungen einer kommerziellen Lieferkette auf den Gesundheits- und Jugenschutz sowie den Schwarzmarkt evaluiert werden.

Abstimmung des Stadtrats

Am kommenden Donnerstag will der Würzburger Stadtrat darüber abstimmen, ob sich die Stadt als Cannabis-Modellregion beim Bundesgesundheitsministerium bewirbt. Grüne und SPD haben den Antrag im Würzburger Stadtrat gestellt. Der stellvertretende Grünen-Fraktionschef Konstantin Mack sieht gerade den Schwarzmarkt als Knackpunkt an:

„Wir fordern in unserem interfraktionellen Antrag, dass sich Würzburg als Modellregion für den Verkauf von Cannabis in Fachgeschäften bewirbt. Denn die Bundesregierung hat angekündigt, dass zeitnah der Kauf und Konsum von Cannabis nicht mehr strafbar sein wird. Jedoch soll es vorerst keine flächendeckenden Möglichkeiten geben, Cannabis abseits vom Schwarzmarkt zu erwerben. Das ist ein großes Problem, denn auf dem Schwarzmarkt spielt es keine Rolle, wie alt die Käufer:innen sind und man weiß nicht genau, ob gefährliche Schadstoffe untergemischt werden. Wir sind der Meinung, dass bei der Cannabis-Legalisierung sichergestellt sein muss, dass der Schwarzmarkt ausgetrocknet wird. Dies kann nur geschehen, wenn der Verkauf über entsprechende Fachgeschäfte erfolgt, in denen Jugend- und Gesundheitsschutz beachtet werden. Wenn Würzburg eine Modellregion wird, können wir genau dies vor Ort umsetzen: legaler Verkauf an Erwachsene und die Kontrolle darüber, dass die Qualität stimmt. Denn es ist klar: die Legalisierung wird kommen und wir wollen vor Ort dafür sorgen, dass Konsumierende nicht auf den Schwarzmarkt angewiesen sind.“

CSU strikt dagegen

Gegenstimmen kommen von der CSU – In einem Statement weist Stadtrat Rainer Schott auf den Jugendschutz und die Gefahren von Cannabis hin:

„Die CSU-Stadtratsfraktion spricht sich klar und eindeutig gegen einen Antrag der Grünen-Stadtratsfraktion und der SPD-Stadtratsfraktion aus, Würzburg solle sich als Modellregion für den kommerziellen Verkauf von Cannabis bewerben. Der Stadtrat ist für solch eine Entscheidung überhaupt nicht zuständig. Zudem gibt es von der Bundesregierung bisher nur einen Gesetzentwurf. Auch die aktuelle Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes bestätigt, dass Cannabis weiter bestraft werden kann. Bindende Regelungen an internationalen Übereinkommen und der Rahmenbeschluss 2004/757/JI des EU-Rates sprechen sich klar gegen die Freigabe von Cannabis aus. Cannabis ist keine harmlose Droge und der Konsum, gerade für Kinder und Jugendliche erhöht das Risiko für körperliche und vor allem für psychische Störungen. Zudem wurden bisher überhaupt keine Stellungnahmen von Fachdienststellen eingeholt. Dies wären u.a. die Polizei, der ärztliche Dienst und das Bezirkskrankenhaus für Psychische Erkrankung. Deshalb: Keine Cannabis Modellregion Würzburg.“

Rahmenbedingungen unklar

Auch ÖDP-Fraktionsvorsitzender Raimund Binder positioniert sich klar gegen den Antrag der Grünen und SPD. Der Jugendschutz habe oberste Priorität – mehr Forschung und eine bessere Aufklärung zu den Risiken seien von Nöten. Ähnlich sieht das Würzburgs Sozialreferentin Dr. Hülya Düber, die am Donnerstag von einer Weiterverfolgung des Themas abraten wird. Der entsprechende Gesetzesentwurf sei noch nicht in Kraft getreten und die Rahmenbedingungen insgesamt einfach noch zu unklar. Wie sich der Stadtrat dann am Donnerstag letztlich entscheidet bleibt abzuwarten.

Abstimmung Cannabis Cannabis-Modellregion Gras Jugendschutz Kiffen Legalisierung Modellregion Schwarzmarkt stadtrat Würzburg

Das könnte Dich auch interessieren

05.06.2025 Nachfolge von Dr. Hülya Düber - Eva von Vietinghoff-Scheel wird neue Würzburger Sozialreferentin Der Würzburger Stadtrat hat in seiner jüngsten Sitzung Eva Vietinghoff-Scheel zur neuen Sozialreferentin gewählt. Die Juristin folgt auf Dr. Hülya Düber, die inzwischen dem 21. Deutschen Bundestag angehört. 26 von 45 Stimmen Mit 26 von 45 Stimmen setzte sich die 45-Jährige im 1. Wahlgang durch. In der letzten Vorauswahl standen neben ihr drei Mitbewerberinnen mit 26.02.2025 Würzburger Stadtrat zu Knauf-Gipsabbau - Stadt Würzburg stellt Livestream der Sondersitzung bereit In seiner Sondersitzung am Donnerstag, 27. Februar 2025 berät der Würzburger Stadtrat über das geplante Vorhaben der Firma Knauf, in der Altertheimer Mulde im Landkreis Würzburg Gips abzubauen. Dies ist deshalb für die Stadt Würzburg von Belang, weil das geplante Bergwerk im Einzugsgebiet der Zeller Quellen läge. Diese versorgen die Stadt Würzburg mit Trinkwasser. Bis 6. 19.12.2024 Nun ist es offiziell - Intendant Markus Trabusch verlässt das Mainfranken Theater zum Jahresende Die Stadt Würzburg und Markus Trabusch, Intendant des Mainfranken Theaters, beenden ihre Zusammenarbeit zum 31. Dezember 2024. Die Entscheidung soll dem Wohl des Theaters und der kulturellen Entwicklung der Stadt sowie den persönlichen Interessen von Herrn Trabusch, der zuletzt erheblichem öffentlichen Druck und Vorwürfen ausgesetzt war, dienen. Zusammenarbeit endet zum Jahresende Die Stadt Würzburg und 13.10.2025 Versuchter Wohnungseinbruch in Würzburg-Sanderau – Polizei sucht Zeugen Zwei bislang unbekannte Täter haben am späten Freitagabend versucht, in eine Wohnung in der Sanderau einzubrechen. Eine aufmerksame Anwohnerin bemerkte den Vorfall – die Täter konnten jedoch flüchten. Nun bittet die Kripo Würzburg um Hinweise. Täter flüchten nach gescheitertem Einbruchsversuch Laut Polizei ereignete sich der versuchte Einbruch gegen 21:35 Uhr in einem Mehrfamilienhaus. Die Täter