Ab Montag, den 8. August, macht die Stadt Würzburg ernst – dann werden Maßnahmen ergriffen, um Energie zu sparen, wo es nur geht.
Wie geht es weiter mit dem Ukraine-Krieg? Wie geht es weiter mit den Gaslieferungen aus Russland? Wie kalt wird der nächste Winter? Fragen, auf die es derzeit keine eindeutigen Antworten gibt. Da wir nicht wissen, wie die Situation in ein paar Wochen oder Monaten aussieht, gilt es nun, vorsorgliche Maßnahmen zu ergreifen. Die Stadt Würzburg macht ernst und will ab kommenden Montag umfangreiche Maßnahmen zum Gas- und Stromsparen ergreifen. Beleuchtungen, die für die Sicherheit nicht relevant sind, werden abgeschaltet. Pumpen von Brunnen, in denen keine Fische leben, werden ebenso abgestellt. Einige Schwimmbäder müssen schließen.
Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt erklärt, dass diese Maßnahmen notwendig seien, da wir nicht wissen, wie viel Gas in den nächsten Monaten geliefert werde. Die Lage ist ernst: „Ohne ausländische Gaslieferungen wären die nationalen Gasspeicher, auf die auch für die Versorgung von Stadt und Land zurückgegriffen werden muss, innerhalb von zwei bis zweieinhalb Monaten leer, je nach Strenge des nächsten Winters“, erklärt Schuchardt.
Über die Notwendigkeit zum Sparen sind sich die Stadt Würzburg, die Katholische Kirche und die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung einig – gemeinsam haben sie sich auf verschiedene Maßnahmen geeinigt. Dazu gehört das Abschalten überflüssiger Fassadenbeleuchtungen. Ab Montag geht das Licht an den Brückenbögen der Alten Mainbrücke aus, ebenso die Beleuchtung der Festung Marienberg, des Rathauses, der Neumünster und des Käppeles. Die Liste der betroffenen Gebäude ist lang. Unter anderem geht auch am Brunnen am Sternplatz, am Alten Kranen, an der Bürgerspitalkirche und am Burkarder Tor aus.
Es gibt aber auch Ausnahmen, bei denen die Fassadenbeleuchtung aus Sicherheitsgründen weiterhin leuchten darf, wie zum Beispiel die Residenz oder der Würzburger Dom.
Sprudelnde Brunnen in der Würzburger Innenstadt werden bald Geschichte sein. Alle Brunnen, in denen keine Fische leben, sollen zum Energiesparen abgestellt werden.
Das Nautiland als beliebtes Freizeitbad für Familien dürfe wohl erstmal geöffnet bleiben – jedenfalls bis zum Austausch der defekten Fliesen. Drei andere Bäder in Würzburg müssen den Energiespar-Maßnahmen jedoch weichen: Das Franz-Oberthür-Bad muss nach dem 12. August schließen und auch das Sandermare wird Mitte August vom Netz genommen. Das Nordbad befindet sich bereits im Ferienbetrieb, eine Öffnung müsse im Herbst mit dem Landkreis besprochen werden.
Damit wird öffentliches Schwimmen zunächst weiterhin im Nautiland, im Dallenberg- und im Wolfgang-Adami-Bad möglich sein. Die Schwimmkurse aus Franz-Oberthür-Bad und Sandermare werden in den noch betriebenen Bädern aufgenommen werden. Diese Entscheidung traf auf Basis der Empfehlungen der städtischen Koordinationsgruppe „Energiemangellage“ der Aufsichtsrat der Würzburger Bäder WBG an diesem Freitagvormittag.
Auch in den städtischen Verwaltungsgebäuden soll der Energieverbrauch schon jetzt gesenkt werden. Laut statistischen Erhebungen sei Beleuchtung der größte Stromfresser in Verwaltungsgebäuden – an diesem Punkt, ebenso wie bei der Raumtemperatur und Computern soll gespart werden.
Schon eine Stunde weniger Grundbeleuchtung am Arbeitsplatz der städtischen Verwaltungsmitarbeiter könne bis zu 45.000 kWh/a Strom einsparen. Dies entspreche dem jährlichen Stromverbrauch von ca. 15 Zwei-Personen Haushalten. Daher sind städtische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angehalten bei Tageslicht zu arbeiten, wenn das möglich ist. Die wenigen Klimaanlagen, die im Rathaus vorhanden sind, sollen nach Möglichkeit nicht betrieben werden. Weitere Maßnahmen sehen den vorgezogenen, weiteren Austausch von bisherigen Ampelleuchtmitteln zu sparsamen LED-Leuchten vor.
Aufgrund des Ukrainekrieges und der von Russland gedrosselten Gasliefermengen haben sich die EU-Staaten darauf verständigt, auf Grundlage eines gemeinsamen Gasnotfallplans freiwillig 15 Prozent ihres Gasverbrauchs einzusparen.
Gassparen ist jedoch auch aufgrund weiter steigender Energiekosten bedeutsam. Schon heute kostet Gas das Doppelte im Vergleich zum vergangenen Jahr. Zusätzlich zu den gestiegenen Beschaffungskosten kommt ab 1. Oktober die staatliche Gas-Umlage auf die Verbraucherinnen und Verbraucher zu. Mit dieser will die Bundesregierung erhebliche Verluste bei Gasimporteuren auffangen, die wegen der aus Russland gedrosselten Liefermengen durch den deutlich teureren Kauf auf einem kurzfristigen Markt entstanden sind. So soll der Zusammenbruch der Gasimporteure verhindert werden.