Mo, 04.03.2024 , 10:24 Uhr

Würzburg ist bunt - Knapp 10.000 Menschen setzen Zeichen gegen Rechts

Nahezu 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren am Sonntag bei der Kundgebung von „Würzburg ist bunt!“ und Würzburger Bündnis für Demokratie und Zivilcourage gegen Rechtsextremismus auf dem Domvorplatz.

Zusammen gegen Diskriminierung, Rassismus und rechte Gewalt

Unter dem Motto „Vielfalt schützen! Gemeinsam gegen Diskriminierung, Rassismus und rechte Gewalt“ haben am Sonntagnachmittag, 3. März, nach Angaben der Veranstalter und der Polizei nahezu 10.000 Menschen an einem Aktionstag in der Würzburger Innenstadt teilgenommen. Eingeladen hatte „Würzburg ist bunt!“ – ein Aktionsbündnis bestehend aus über 100 Initiativen und Organisationen, darunter Kirchen, Parteien und Gewerkschaften gemeinsam mit dem Würzburger Bündnis für Demokratie und Zivilcourage. Ab 14 Uhr konnten sich die Menschen an Infoständen in der Dom- und Schönbornstraße informieren. Bei der anschließenden Kundgebung sprachen unter anderem Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden, Bischof Franz Jung, die evangelische Regionalbischöfin Gisela Bornowski und Ahmet Bastürk, Sprecher der islamischen Gemeinden. Zum Abschluss hatte Oberbürgermeister Christian Schuchardt Worte an die Teilnehmenden gerichtet.

Für eine Gesellschaft der Vielfalt

„Völkischer Nationalismus ist mit dem christlichen Gottes- und Menschenbild unvereinbar. Rechtsextreme Parteien und solche, die am Rande dieser Ideologie wuchern, können für Christinnen und Christen daher kein Ort ihrer politischen Betätigung sein und sind auch nicht wählbar“, betonte Bischof Dr. Franz Jung.

Antisemitische Gewalttaten seien dramatisch angestiegen, vielerorts sei es für Jüdinnen und Juden in Deutschland nicht mehr sicher. „Aber Sie können mir glauben, es ist ein sehr hoffnungsvoller Blick von hier oben.“, so Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden.

„Das Böse braucht zu seinem Triumph die Untätigkeit guter Menschen. Bleibt nicht untätig!“, forderte Regionalbischöfin Gisela Bornowski.

Ahmet Bastürk, Vertreter der muslimischen Gemeinden in Würzburg, rief zu einer „Gesellschaft der Vielfalt“ auf. „Lasst uns heute ein Zeichen für die Demokratie setzen. Lasst uns zeigen: Nie wieder ist jetzt!“

Betroffene erzählen von ihren Erfahrungen

Zu Beginn der Kundgebung berichteten vier Menschen aus unterschiedlichen Perspektiven von Erfahrungen mit Diskriminierung und Rassismus. „Kanaken, Kopftuchmädchen, Terroristen. Rassisten verwenden viele Ausdrücke, um uns zu erniedrigen“, sagte eine Sprecherin der kurdischen Gemeinde. Auch die Politik versage, wenn etwa Bundeskanzler Olaf Scholz ankündige, dass im großen Stil abgeschoben werden müsse. „Inklusion ist erst dann umgesetzt, wenn das Wort Inklusion nicht mehr gebraucht wird“, betonte Evi Gerhard. Aus ihrer Sicht sei auch die heutige Veranstaltung nicht perfekt, da etwa eine Rampe zur Bühne fehle. „Aber wir haben uns auf den Weg gemacht, um allen die Teilhabe zu ermöglichen, und ich hoffe, dass auch Ihr Euch auf den Weg macht.“ Mohamed Osman Muridi betonte, dass Deutschland schon lange ein Einwanderungsland sei. „Wir sollten stolz darauf sein, dass wir eine vielfältige Gesellschaft sind. Es ist unsere Pflicht, uns für eine gerechte Asylpolitik einzusetzen.“ Angelina Nasimi warb für die „Würzburger Woche gegen Rassismus“ vom 13. bis 18. Mai.

Grooven gegen Nazis

Viele Menschen seien verunsichert und hätten Angst um ihren Arbeitsplatz, warnte Jonas Schneider, Sekretär des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) Unterfranken. „Wohlstand für breite Teile der Bevölkerung ist das beste Mittel gegen Rechts.“ Kabarettistin Birgit Süß rief zum „Grooven gegen Nazis!“ auf und machte ihrem Frust über den wachsenden Rechtsextremismus in ihrem Umfeld mit einem Lied Luft: „Zu doof, um das Parteiprogramm zu lesen? Das tut weh!“ Oberbürgermeister Christian Schuchardt sprach von einem „bedeutenden Nachmittag für unsere Stadtgesellschaft. Wir haben ein dickes solidarisches Ausrufezeichen gesetzt. Ihr habt deutlich gemacht, dass unsere Demokratie wehrhaft ist.“

Ahmet Bastürk Aktionsbündnis Betroffene Bischof Franz Jung Demokratie Demonstration Diskriminierung Dom evangelische Kirche Gisela Bornowski Hass und Hetze Infostände Islam Josef Schuster Juden katholische Kirche Kundgebung nazis Rassismus rechte Gewalt Rechtsextremismus Würzburg ist bunt Zivilcourage

Das könnte Dich auch interessieren

20.11.2023 Pro-Israelische Kundgebung in Würzburg – Rund 250 Personen auf dem Marktplatz Rund 250 Menschen versammelten sich am Sonntagnachmittag auf dem Würzburger Marktplatz, um ihre Solidarität mit Israel zum Ausdruck zu bringen. Gegen 14 Uhr lauschten die Teilnehmenden unter anderem den Worten von Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Die Veranstaltung wurde von der Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) AG Würzburg unter der Richtlinie „Nie wieder! 17.01.2024 Demonstration gegen Rechtsextremismus - Über 2.000 Teilnehmer gehen in Würzburg auf die Straße Unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt“ zogen am Dienstag mehr als 2.000 Menschen durch die Würzburger Innenstadt. Sie demonstrierten gegen Rechtsextremismus und für ein Verbot der AfD. Laut Polizei verlief die Demo friedlich. Deutschlandweite Proteste gegen Rechts Die Würzburger Jusos, die Grüne Jugend und die DGB-Jugend haben am Dienstag zu einer Demonstration gegen Rechts 11.12.2023 Zwei Demonstrationen zum Nahostkonflikt – Kundgebungen in Würzburg verlaufen größtenteils friedlich Pro-Israel-Demo mit 30 Teilnehmenden Der Krieg in Nahost zieht wieder viele Menschen auf die Straßen. In Würzburg fanden am Sonntag gleich zwei Demonstrationen statt: Von circa 15 bis 16 Uhr fand am Mahnmal Deportation vor dem Hauptbahnhof eine Kundgebung „Pro Israel“ mit rund 30 Teilnehmenden statt, die ohne Störung verlief. In Redebeiträgen verurteilten die Teilnehmenden 09.11.2023 Gedenken an die Pogromnacht 1938 – Antisemitismus immer noch ein Problem Am gestrigen Mittwochabend gedachten am Standort der ehemaligen Hauptsynagoge in Würzburg, rund 330 Menschen der jüdischen Opfer des NS-Terrors in der Nacht vom 9. auf den 10 November. Ein 85 Jahre altes Ereignis Es ist ein langer Zeitraum von 85 Jahren vergangen, seit die Nazis jüdische Synagogen und Geschäfte im ganzen Land verwüsteten. Die Synagoge