Nahezu 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren am Sonntag bei der Kundgebung von „Würzburg ist bunt!“ und Würzburger Bündnis für Demokratie und Zivilcourage gegen Rechtsextremismus auf dem Domvorplatz.
Unter dem Motto „Vielfalt schützen! Gemeinsam gegen Diskriminierung, Rassismus und rechte Gewalt“ haben am Sonntagnachmittag, 3. März, nach Angaben der Veranstalter und der Polizei nahezu 10.000 Menschen an einem Aktionstag in der Würzburger Innenstadt teilgenommen. Eingeladen hatte „Würzburg ist bunt!“ – ein Aktionsbündnis bestehend aus über 100 Initiativen und Organisationen, darunter Kirchen, Parteien und Gewerkschaften gemeinsam mit dem Würzburger Bündnis für Demokratie und Zivilcourage. Ab 14 Uhr konnten sich die Menschen an Infoständen in der Dom- und Schönbornstraße informieren. Bei der anschließenden Kundgebung sprachen unter anderem Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden, Bischof Franz Jung, die evangelische Regionalbischöfin Gisela Bornowski und Ahmet Bastürk, Sprecher der islamischen Gemeinden. Zum Abschluss hatte Oberbürgermeister Christian Schuchardt Worte an die Teilnehmenden gerichtet.
„Völkischer Nationalismus ist mit dem christlichen Gottes- und Menschenbild unvereinbar. Rechtsextreme Parteien und solche, die am Rande dieser Ideologie wuchern, können für Christinnen und Christen daher kein Ort ihrer politischen Betätigung sein und sind auch nicht wählbar“, betonte Bischof Dr. Franz Jung.
Antisemitische Gewalttaten seien dramatisch angestiegen, vielerorts sei es für Jüdinnen und Juden in Deutschland nicht mehr sicher. „Aber Sie können mir glauben, es ist ein sehr hoffnungsvoller Blick von hier oben.“, so Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden.
„Das Böse braucht zu seinem Triumph die Untätigkeit guter Menschen. Bleibt nicht untätig!“, forderte Regionalbischöfin Gisela Bornowski.
Ahmet Bastürk, Vertreter der muslimischen Gemeinden in Würzburg, rief zu einer „Gesellschaft der Vielfalt“ auf. „Lasst uns heute ein Zeichen für die Demokratie setzen. Lasst uns zeigen: Nie wieder ist jetzt!“
Zu Beginn der Kundgebung berichteten vier Menschen aus unterschiedlichen Perspektiven von Erfahrungen mit Diskriminierung und Rassismus. „Kanaken, Kopftuchmädchen, Terroristen. Rassisten verwenden viele Ausdrücke, um uns zu erniedrigen“, sagte eine Sprecherin der kurdischen Gemeinde. Auch die Politik versage, wenn etwa Bundeskanzler Olaf Scholz ankündige, dass im großen Stil abgeschoben werden müsse. „Inklusion ist erst dann umgesetzt, wenn das Wort Inklusion nicht mehr gebraucht wird“, betonte Evi Gerhard. Aus ihrer Sicht sei auch die heutige Veranstaltung nicht perfekt, da etwa eine Rampe zur Bühne fehle. „Aber wir haben uns auf den Weg gemacht, um allen die Teilhabe zu ermöglichen, und ich hoffe, dass auch Ihr Euch auf den Weg macht.“ Mohamed Osman Muridi betonte, dass Deutschland schon lange ein Einwanderungsland sei. „Wir sollten stolz darauf sein, dass wir eine vielfältige Gesellschaft sind. Es ist unsere Pflicht, uns für eine gerechte Asylpolitik einzusetzen.“ Angelina Nasimi warb für die „Würzburger Woche gegen Rassismus“ vom 13. bis 18. Mai.
Viele Menschen seien verunsichert und hätten Angst um ihren Arbeitsplatz, warnte Jonas Schneider, Sekretär des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) Unterfranken. „Wohlstand für breite Teile der Bevölkerung ist das beste Mittel gegen Rechts.“ Kabarettistin Birgit Süß rief zum „Grooven gegen Nazis!“ auf und machte ihrem Frust über den wachsenden Rechtsextremismus in ihrem Umfeld mit einem Lied Luft: „Zu doof, um das Parteiprogramm zu lesen? Das tut weh!“ Oberbürgermeister Christian Schuchardt sprach von einem „bedeutenden Nachmittag für unsere Stadtgesellschaft. Wir haben ein dickes solidarisches Ausrufezeichen gesetzt. Ihr habt deutlich gemacht, dass unsere Demokratie wehrhaft ist.“