Die Baufirmen in Würzburg steuern auf einen immer größer werdenden Fachkräftemangel zu. Laut IG BAU, die sich auf eine Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit beruft, waren im vergangenen Jahr 17 Stellen in der Branche länger als drei Monate am Stück unbesetzt. Im Jahresmittel wurden sogar 37 offene Bauarbeiter-Jobs gemeldet.
„Während die Baukonjunktur so gut dasteht wie zuletzt Ende der 1990er-Jahre, finden heimische Unternehmen oft keine Fachleute mehr“, sagt Michael Groha. Der Bezirksvorsitzende der IG BAU Mainfranken nennt den Trend ein „Alarmsignal“. Groha sieht hierfür einen doppelten Grund: „Einerseits haben viele Firmen trotz anziehender Auftragslage ihre Personaldecke in den letzten Jahren nicht ausreichend aufgestockt. Andererseits hat der Bau mit einem großen Nachwuchsproblem zu kämpfen. Zwar verdienen Azubis hier mehr als in allen anderen Branchen – doch immer mehr Schulabgänger zieht es an die Uni.“ So wurden im Jahr 2017 laut Sozialkassen der Bauwirtschaft in Würzburg lediglich 16 neue Ausbildungsverträge geschlossen.
Die IG BAU schlägt vor, in Schulen verstärkt für eine Handwerksausbildung zu werben. „Vielen gilt ein Studium als Nonplusultra – obwohl Karriere- und Verdienstchancen in der Bauwirtschaft oft mindestens genauso gut sind“, sagt Groha. Aber auch die Betriebe seien gefordert: „Sie sollten auf Qualität und gute Arbeitsbedingungen setzen. Subunternehmen und Billigheimer aus dem Ausland kommen die Branche am Ende teuer zu stehen. Sie senken letztlich die Standards“, so der Bezirksvorsitzende.